Ein Blog-Beitrag von Manuela Schindler
In den letzten Monaten kam ich vermehrt mit Menschen direkt oder indirekt in Kontakt, die ihre Spiritualität aufgeben wollten! Sehr große Angst war spürbar, aber auch Unsicherheit und
Unverständnis. Das bewog mich, kurz dazu Stellung zu beziehen, um aufzuzeigen, welche Kräfte möglicherweise im Hintergrund wirksam sind.

Wenn man sich entschließt, einen spirituellen Weg zu gehen, trifft man eine Entscheidung für das Leben. Schnell merkt man, dass die Herausforderungen sehr groß sein können, wenn man ernsthaft dieser Entscheidung treu bleiben will. Denn die Welt - aber auch die eigene Persönlichkeit - weiß Widerstand entgegenzusetzen, den man auch den „Hüter der Schwelle“ nennt. Das ist ein Prinzip dieser Welt und wird immer dann aktiv, wenn größere Fortschritte oder besondere spirituelle „Gelegenheiten“ anstehen. Ob das jemals endet, weiß ich nicht. Glücklicherweise wird man stärker dadurch und klarer, somit ist also nicht nur Kampf erkennbar, sondern auf Dauer auch Sieg und Gewinn.
Schon wenn man sich entscheidet, diesen Weg zu gehen, geschieht ein erster Aufbruch. Man wechselt die Lebensrichtung und angestrebten Ziele, strebt nach höherer Qualität und Reinheit im Lebensausdruck, was einen ersten ernsthaften Umbruch in der Lebensführung der Persönlichkeit (des Egos) mit sich bringt. Durch den Richtungswechsel werden beständig Gewohnheiten hinterfragt und zurückgelassen, ebenso Umstände und Menschen, die nicht mehr zu einem passen. Das braucht oft Mut und vor allem Treue zum Weg, denn wenn die ersten Herausforderungen kommen, oder alte Gewohnheiten machtvoll zurückkehren und lähmend eingreifen wollen, helfen nur Entschlossenheit und Zielstrebigkeit! Das stärkt die Seele, während das Ego gleichzeitig an Kraft abnimmt, sich zunehmend hilf- und machtlos fühlt, und Gehorsam der spirituellen Seele und Gott gegenüber erlernen muss. Ein Samenkorn wird so gebildet mit einer zukünftigen spirituellen Bestimmung. Doch sind wir immer frei in der Wahl, denn wir können entweder nährende Frucht tragen für Viele oder selbst zur Nahrung der natürlichen Weltordnung werden. Das entscheiden wir, immer wieder neu. In diesem Abschnitt des Weges sind wir maßgeblich selbst beteiligt daran, ob wir Fortschritte machen oder nicht, denn der Hauptantrieb kommt aus uns selbst. Natürlich auch getragen von der Seele und den fördernden Impulsen der spirituellen Ebenen bis hin zu Gott. Dieser erste Aufbruch wird als „Aspiration“ bezeichnet und kennzeichnet eine oft lange Erprobungszeit, je nachdem, wie engagiert und entschlossen, oder widersetzlich und passiv das Ego sich verhält.
Diesen Weg geht man eine Weile, vollendet und verfeinert sich und seine Lebensweise dabei immer mehr, bis man eine Grenze erreicht hat. Es folgt Stillstand, nichts bewegt sich mehr richtig. Diese Phase kann sehr lange dauern, es treten vermehrt Rückschläge auf und jeder Versuch, so weiterzumachen wie früher, scheitert. An dieser Stelle werden auch die treuesten Spirituellen wankelmütig und hinterfragen ihren Weg, ob er wohl wirklich Sinn hat und man ihn überhaupt "schaffen" kann. Man steht plötzlich vor großer Ernüchterung, Enttäuschung oder Frustration und der Entscheidung, aufzugeben, oder sich weiter vertrauensvoll durchzukämpfen. Auslöser ist oft, dass man nicht das erreicht hat, was man sich einst vorstellte an "Erfolgen" und Lebenseinwirkungen. Viele Menschen scheitern an dieser Stelle und reduzieren sich unmerklich immer mehr, geben die praktizierte Spiritualität auf und versinken mit ihrer Weltsicht resigniert - ganz langsam und oft unmerklich - im Materiellen. Nach und nach vergisst man durch die absinkende Frequenz, was man einst wusste und an inneren Erfahrungen, hohen Momenten und Einweihungen erleben durfte. Soweit sollte man es aber nie kommen lassen!
Denn nun geht es eigentlich "nur" um einen erneuten Aufbruch, der dieses Mal aber anders vonstattengehen muss und den man sich vorstellen sollte wie ein aufbrechendes Samenkorn, um zu einer Pflanze oder einem Baum zu werden. Das bedeutet, dass das Samenkorn zunächst in seiner Struktur geschädigt, verletzt und das ganze alte Gefüge zerstört wird, denn der Kern dehnt sich aus, um zu einer größeren und stärkeren Lebensform mit sehr viel mehr Potenzial heranzuwachsen. Das braucht Einwirkungen, die nun nicht mehr allein in unserer Hand liegen! Denn wir sind weit mehr als nur ein Samenkorn mit einem innewohnenden Entwicklungsprogramm! Bei uns geht es um Bewusstsein und Seele, weshalb man spätestens jetzt begreifen muss, dass man eine regelmäßige und stetig nährende Anbindung an die spirituelle Welt und vor allem an Gott braucht, und zwar regelmäßig, als Tagesroutine. Gerade jetzt ist das unendlich wichtig, damit der Prozess gelingt.
Alles niederzulegen, weil man den Glauben an die spirituelle Entwicklung und die eigene Kraft verloren hat, ist auf jeden Fall nicht die richtige Lösung, denn die erhoffte Erleichterung wird ausbleiben. Treue zum spirituellen Weg hingegen wird belohnt. Und das immer und ohne Ausnahme, denn der Weg geht weiter, auch wenn es im Augenblick nicht so aussehen mag!
Manuela Schindler
Februar 2021