von Manuela Schindler
Im August 2022 feierten wir unser 28-jähriges Phoenix-Gründungsjubiläum! Allen Anfechtungen und Krisen zum Trotz gibt es uns noch, und zwar kraftvoller denn je.
Es war bei der Gründung nicht erkennbar, dass das Phoenix-Netzwerk länger als ein paar wenige Jahre Bestand haben sollte. Niemand bei uns, schon gar nicht ich als Gründerin, hatte den Anspruch, ein Lebenswerk zu erschaffen, das nicht nur beständigen Wandlungen unterliegen würde, sondern auch inhaltlich immer mehr an Tiefe gewinnen sollte.
22 Gründungsmitglieder halfen, die Geburt von Phoenix zu bewerkstelligen, doch wurden wir im Laufe der Jahre mit einer ständigen Fluktuation der Anzahl der Helfer und Mitarbeiter konfrontiert. Deshalb gab es auch Zeiten zu überstehen, in welchen nur noch vier Frauen alles aufrechterhielten und finanzierten. Nur durch die Gründung der noch heute existierenden privaten Trägergemeinschaft im Dezember 2012 konnte alles auch in einer wirklich sehr schwierigen Zeit stabil gehalten und weiterentwickelt werden.
Im Rückblick sind all diese Jahre schnell vorbeigezogen!
Doch wenn ich zurückschaue, sehe ich eine Fülle von Ereignissen und in sich stimmigen Entwicklungszyklen, die wiederum ALLE, jeder Abschnitt für sich, sehr arbeits- und zeitintensiv gewesen sind.
Erst in der Rückschau und im Analysieren der einzelnen Abschnitte wird klar, dass alles einem klassischen Entwicklungsmuster gefolgt ist und man diese Zeit gebraucht hat, um an den heutigen Punkt zu gelangen!
Die Probierphase (1994 - 2000)
Die Anfangszeit war geprägt von Abenteuerlust und Aufbruchsstimmung, doch fehlte in vielerlei Hinsicht das rechte Unterscheidungsvermögen. Deshalb nenne ich diese Zeit gern die „Probierphase“ oder auch „Zeit der Beliebigkeit“.
Beinahe sämtliche Gründungsmitglieder entstammten der Esoterik und der medialen Ausrichtung, gemischt mit Schamanismus, Energiearbeit und Erdheilung sowie Interesse an Meditation, Channeling, Traumreisen und mehr.
Unser verbindendes Element war die Suche nach einer stetigen Verbindung zum Höheren Selbst und GOTT in uns, und einer damit verbundenen qualitativen Aufwertung unseres äußeren und inneren Lebens, und unserer Spiritualität.
Als gemeinschaftliches Ziel verfolgten wir anfangs vor allem, ein harmonisches Miteinander zu verwirklichen. Das wurde später ergänzt durch Kontakte zu ähnlichen Gruppen, um uns zu vernetzen und gegenseitig kennenzulernen. Alles Weitere wollten wir einfach auf uns zukommen lassen, was dann auch tatsächlich zu unerwarteten Projekten und schönen Begegnungen führte. Diese Probierphase war sehr von Arglosigkeit und Naivität geprägt, trug aber auch viel Leichtigkeit und Freude in sich.
Natürlich war für mich als Initiatorin die Arbeitslast, und damit verbunden die Verantwortung, von Anfang an hoch gewesen. Denn ich sah mich dazu aufgefordert, beständig die eingeschlagenen Richtungen und Interessen zu hinterfragen.
Eine stetige Weiterentwicklung fand so statt: Es gab Arbeitsprojekte wie den Redaktionsrat, der als Endergebnis alle drei Monate eine von der spirituellen Ausrichtung her kunterbunte Zeitschrift herausbrachte, wir förderten weltweit diverse Friedensaktivitäten und hatten schöne und ertragreiche Gruppentreffen, in denen die persönliche Entwicklung im Vordergrund stand. Wir schafften es sogar, mit Gleichgesinnten eine weltumspannende Vernetzung zu erreichen! Das war unglaublich arbeitsintensiv und inspirierend, denn zu der Zeit war das Internet noch nicht so präsent wie heute.
Ernüchterung und Verarbeitung (2000 - 2001)
So ging das sechs Jahre lang, bis plötzlich eine Phase der Schwächung einsetzte.
Viele Projekte und Kontakte stellten sich am Ende als zu schwierig und unergiebig heraus. Zusätzlich gerieten wir immer mehr in Zweifel darüber, ob alles richtig sei so, wie wir es bisher gehandhabt hatten.
Vor allem die Channelingbewegung mit den verschiedensten medialen Abzweigungen stieß uns zunehmend ab, weil sie Blüten entwickelte, die wir so keinesfalls akzeptieren wollten. Es kristallisierte sich gerade dort ein zunehmender Unterschied in Qualität, Zielsetzung und Ausrichtung heraus, was wir schlichtweg am Ende nicht mehr ertragen konnten.
Vermutlich zeigte sich aber nur, dass unser Unterscheidungsvermögen heranreifte? Die Ernüchterung war jedenfalls groß und allen war klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Es war offensichtlich, dass wir neue Werte finden mussten, oder aber bestehende Werte zu hinterfragen, zu reinigen und neu auszurichten hatten.
Vom Licht ins Dunkel (2001 - 2016) - Der Phoenix brannte...
Eine sehr schwierige Zeit begann, denn das Hinterfragen löste viele Unsicherheiten und Krisen aus, da wir plötzlich nicht mehr wussten, was wir wollten. Das Phoenix-Netzwerk reduzierte sich immer mehr, Kontakte wurden abgebrochen, Mitglieder verabschiedeten sich, und intern fanden mit der verbliebenen Kerngruppe intensive Gespräche statt.
Inzwischen lehnten wir die Esoterik dermaßen pauschal ab, dass wir „das Kind mit dem Bade“ ausschütteten und durch die negative Grundhaltung in eine düstere Phase eintraten. Obwohl die Esoterik einst einige von uns aus schwierigen Lebensumständen „erlöst“ und unseren Leben einen neuen Sinn verliehen hatte, standen wir ihr - plötzlich und völlig unerwartet - feindlich gegenüber. (Dieses Phänomen haben wir übrigens in den folgenden Jahren auch bei anderen Gruppierungen und Einzelpersonen wiedergefunden!)
Gleichzeitig sahen wir uns zunehmend mit seltsamen übersinnlichen und energetischen Phänomenen konfrontiert. Es kam zu spirituellen Krisen und energetischen Grenzsituationen, die uns manchmal große Angst machten.
Erstaunlicherweise hatten wir trotz aller Dunkelphasen immer das Gefühl, dass wir „da durch mussten“, und dass es nicht anders ginge, um zu einer ganzheitlicheren Sicht auf die Spiritualität zu gelangen.
Am Ende stellten wir fest, dass wir sehr an Unterscheidungsvermögen gewonnen hatten und nun über Wissen verfügten, welches wir nie haben wollten!
Ausgelöst durch Hilfesuchende, die ihrerseits – und unabhängig von uns – in ähnliche Phasen gerieten, wurden im Jahre 2001 die kostenlosen Nothilfeseiten und das Angebot der kostenlosen schriftlichen Beratungen auf der Homepage entwickelt, die enorm hohe Leserzahlen generierten. Darauf basierend gründeten wir 2007 ein Beratungsstellen-Netzwerk, welches neben den kostenlosen schriftlichen Beratungen nun auch Notfall-Beratungen für 10,- € anbot, für Menschen in spirituellen Krisen mit wenig Geld. Weiterhin vernetzten wir uns 2009 mit dem SEN-Netzwerk und anderen Beratungsstellen, die ein ähnliches Anliegen hatten wie wir.
Eine sehr intensive und lehrreiche Zeit durften wir so erleben, in welcher wir neben der vielen Arbeit mit Hilfesuchenden auch vielfältige Kontakte pflegten und Messebesuche machten, um unsere Arbeit vorzustellen und Erfahrungen zu teilen.
(Die Arbeit mit dem Beratungsstellen-Netzwerk stellten wir Ende 2018 ein. Inzwischen wird es seit Dezember 2022 weitergeführt, untersteht jedoch nicht mehr unserer Verantwortung und Leitung.)
Es war eine schwierige Zeit für uns!
Die Zeit der Dunkelheit hat uns gelehrt, dass nicht alles zusammenpasst oder passend gemacht werden kann, selbst wenn spirituelle Interessen vorhanden sind.
Es gibt definitiv zu viele verschiedene Vorstellungen, wie das in der Praxis auszusehen hat und nicht jeder ist bereit, auf Missionierung und Exklusivität zugunsten eines freien spirituellen Miteinanders in geschwisterlichem Geist zu verzichten.
Wir haben in all den Jahren unsere Ausrichtung mehrfach gründlich geprüft, hinterfragt und uns beständig an den religiösen Geboten und spirituell-ethischen Grundsätzen ausgerichtet, denn in der dunkelsten Zeit waren gerade sie es, die uns Halt gaben und Sicherheit verliehen.
Vom Dunkel ins Licht (2016 bis heute) - Phoenix aus der Asche...
Starke gütige spirituelle Erfahrungen, über die an dieser Stelle nicht ausführlich berichtet werden soll, begleiteten uns ununterbrochen, weshalb sich langsam aber sicher alles wieder zum Guten wandeln konnte. Wir bekamen im wahrsten Sinne des Wortes unerwartete Hilfe, die auch heute noch andauert und uns in unserem Tun jeden Tag aufs Neue stärkt. Immer, wenn wir an Phoenix-Netzwerk zu zweifeln begannen und womöglich zu befürchten stand, dass wir uns auf einem Irrweg befanden, gab es die schönsten und außergewöhnlichsten Zeichen.
Wir lernten mit geistiger Hilfe, ohne Applaus und öffentliche Zustimmung zu leben und beharrlich an unsere Werte und höheren Beistand zu glauben, was sich dann erwartungsgemäß für uns als Segen herausstellte.
Am Ende dieser Periode war uns klar, dass die Esoterik an sich neutral ist und extrem wertvolles Wissen besitzt. Dort, wie in allen anderen Bereichen des Lebens auch, ist allein der Mensch selbst durch seine Motive die Ursache dafür, ob er einen dunklen oder hellen Weg einschlägt. Das brachte uns wieder in Balance und Freude, und die dunkle Zeit wich weiter und weiter zurück.
Umzug nach Nordhastedt Anfang 2019
Ein neuer Abschnitt in neuer Umgebung begann Anfang 2019, als das Phoenix-Netzwerk von Wedel (bei Hamburg) umzog, um den Beginenhof Nordhastedt (bei Heide in Dithmarschen) mitzugründen. Wir leisteten intensive Ausbau-, Umbau und Aufbauarbeit, damit ein schönes Zentrum entstehen konnte.
Durch die Coronapandemie bekamen wir unerwartet eine Zeit der Klausur verordnet, die wir jedoch nutzten, um unsere Gedanken zu sortieren, Erfahrungen der letzten Jahrzehnte erneut auszuwerten und basierend darauf für die Zeit nach Corona zu planen. Da das Phoenix-Netzwerk durch die vielen Umbrüche und Veränderungen in seiner Tätigkeit sehr reduziert worden war, steht hier in Zukunft ein kompletter Neuanfang an.
Neustart 2023
Das Jahr 2022 brachte erneut viele Umbrüche mit sich. Aber das waren wir inzwischen gewöhnt, denn eigentlich lebten wir seit der Gründung 1994 mit ständigen Veränderungen, die uns zeigten, dass das Phoenix-Netzwerk ein lebendiger Organismus ist, der erst ausreifen muss.
Die mehrere Jahre andauernden Restaurierungsarbeiten des Beginenhofs liefen im Herbst 2022 endlich aus und es kehrte Ruhe ein. Es wurde beinahe still, als die vielen Bauarbeiter, die jahrelang zu unserem Alltag gehörten, nicht mehr da waren. Der Geist klärte sich dadurch recht schnell und wir konnten uns endlich wieder auf das Wesentliche konzentrieren.
Die Neubelebung von Phoenix-Netzwerk ist nun endlich möglich. Die Erfahrungen, intensiven Studien und spirituellen Erlebnisse, die uns seit der Gründung 1994 bis heute begleitet haben, sind der Boden, auf dem wir stehen und auf dem das Neue wachsen darf.
Manuela Schindler
(überarbeitete Version März 2023)
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